Wolfgang war immer gut für eine gute Geschichte. Wenn Ihr eine Geschichte über Wolfgang erzählen wollt, dann ist hier der richtige Platz dafür. Danke für Eure Beiträge!
Erzählt uns Eure Geschichten mit Wolfgang
Kommentare: 6
#6
Alfred Zmrzlik(Donnerstag, 21 Oktober 2021 11:03)
Gelassenheit
Wolfgang ist gerne geschwommen. Wir begleiteten ihn an die Alte Donau und ich durfte ihm beim Umziehen und Vorbereiten helfen. Dann glitt er mühelos ins Wasser, schwamm mit den Händen paddelnd auf
dem Rücken.
In einem Elektrobooot näherten sich zwei harbe Wiener Burschen und einer rief: "Oida, paß' auf sunst san Deine Zechen weg!". Wolfgang hob seinen rechten zehenlosen, invaliden Fuß aus dem Wasser und
antwortete: "Das ist ohnehin schon passiert!". Der andere Bursche meinte: "Do host aber Glick g'hobt." und alle Beteiligten und Beobachter lachten herzlich. Bewundernswert, mit welcher Größe Wolfgang
sein Handicap leben konnte.
#5
Alfred Zmrzlik(Donnerstag, 21 Oktober 2021 10:53)
Weisheit
Meine Frau Helga und ich waren völlig entzweit. Wie üblich waren die Ursachen banale Kleinigkeiten des täglichen Lebens. In dieser tristen Situation hatte Helga ein gemeinsames Abendessen mit
Wolfgang beim Griechen in der Barnabitengasse arrangiert. Wortlos warteten wir auf Wolfgang. Kaum war er erschienen, legte Helga los und beklagte sich fürchterlich über mich. Als sie ihre Tiraden
beendet hatte, legte ich los und Wolfgang hörte geduldig auch meine Klagen über Helga an.
Dann sagte er: "Kinder, Ihr habt ja beide so recht."
Nach Hause zurückgekehrt, umarmten Helga und ich einander mit Tränen in den Augen.
Wolfgangs hat quasi als "Engel" mit seiner Weisheit unsere elende Situation beendet.
#4
Catharina Roland(Montag, 07 Januar 2019 10:14)
Matura in Latein im Festsaal im Akademischen Gymnasium. Ich übersetze einen Text und zittere vor einer Stelle, an der mir ein Vokabel fehlt. Der Vorsitzende nickt zufrieden und verkündet zu meiner
großen Erleichterung "sehr gut" - danke vielmals, sie sind fertig. Doch da ertönt Wolfgang´s Stimme neben mir mit einem Satz, der mich ins Wanken bringt: "Nein, nein, lassen sie sie weiter übersetzen
und auf der Klaviatur ihres Wissens spielen!" ... haha, irgendwie habe ich es dann doch geschafft, dass "sehr gut" zu erhalten :-)
Danke Wolfgang für viele Jahre mit Dir auf der Bühne, großartige Probenzeiten, die Reisen nach Griechenland, wo ich nicht nur meinen ersten und einzigen Rausch, sondern auch viele berauschende
Erlebnisse hatte, danke für einen lebendigen Latein- und Griechisch Unterricht, bacchantische Abende beim Heurigen, tolle Gespräche und unzählige Heiner-Striezel, die wir in Baumgarten mit Dir
vernaschen durften. Danke, dass Du so viele Menschen vernetzt hast. Und DANKE NICKY, dass Du Wolfgang so lebendig in uns weiterleben lässt. Andra moi eneppe mousa ...
#3
Martin Seyer(Montag, 26 November 2018 16:04)
Ich erinnere mich an noch eine Geschichte mit Wolfgang: Im Zuge der Drucklegung meiner Diss (in Archäologie) vor vielen Jahren traf ich mich mit ihm (natürlich, wo sonst?) im Heiner in der Wollzeile.
Ich wollte seine Meinung zu einer Deutung mehrerer lateinischer und griechischer Textstellen, in der vom Kampf gegen Löwen die Rede ist, da Löwenjagd und Löwenkampf m. M. nach metaphorisch für den
Kampf zwischen zwei Königen verwendet werden konnten. Im Besonderen ging es mir um die Bedeutung des Terminus "stiertötender Löwe" in der Inschrift eines monumentalen Weihegeschenks in Delphi, in dem
die Erlegung dieses Tiers für mich keine simple Löwenjagd, sondern nichts weniger als die Entscheidungsschlacht des makedonischen Heers unter Alexander dem Großen gegen den persischen Großkönig
Dareios III. 331 v. Chr. in Gaugamela bezeichnet. Wolfgang teilte meine Meinung nicht und wir begannen zu diskutieren. Jeder brachte seine Argumente vor, bis ihm seine Einwände ausgingen und er
einfach sagte: "Stur wie in der Schule!" um danach lächelnd hinzuzufügen: "Aber Du hast ein schönes Studium gewählt..." Danach redeten wir noch lange über die Schule, Archäologie und alles mögliche -
es war mein letztes Treffen mit ihm.
Meine Textinterpretation hat sich in der Wissenschaft in der Zwischenzeit im Großen und Ganzen durchgesetzt, lediglich - Ironie des Schicksals - mein Doktorvater, ebenfalls einer meiner wichtigsten
Lehrer, glaubt immer noch an eine Löwenjagd in einem Tierpark in Syrien...
#2
Martin Seyer(Montag, 26 November 2018 13:09)
Ich kann mich noch genau an eine Begebenheit im Rahmen der "Antigone-Aufführungen" 1980 erinnern. Die Generalprobe in Innsbruck, der ersten unserer beiden Stationen der Tournee, war tatsächlich
grottenschlecht. Wolfgang war dementsprechend sauer auf das gesamte Ensemble und ließ seiner Stimmung freien Lauf - er konnte ja doch "etwas" poltern, wenn er unzufrieden oder gar zornig war :-). Auf
jeden Fall fielen Worte wie "dann fahren wir lieber gleich heim" und "ich muss mir so etwas mit Euch nicht antun", und das alles ZIEMLICH laut... Wir schlichen etwas beschämt davon; wie wir den Rest
des Abends verbracht haben, weiß ich nicht mehr genau. Am nächsten Morgen war Wolfgang immer noch nicht gut auf uns zu sprechen, was wir ihm allerdings mit einer GROSSARTIGEN Vorstellung am Abend
"heimzahlten". Wie Wolfgang so war, fiel er von einem Extrem ins andere und herzte vor allem die Damen überschwänglich; für uns Jungs hatte er immerhin dickes Lob übrig. Wie das Lokal hieß, in dem
wir feierten, weiß ich nicht mehr, und auch nicht die Uhrzeit, zu der wir ins Hotel zurückkamen...
#1
Nicky(Mittwoch, 14 November 2018 10:01)
Als Wolfgang schon schwer krank war, ist er immer noch gerne mit meiner Frau Antje und mir Essen gegangen. Obwohl er selbst nicht mehr mitessen konnte, war es ihm doch ein großes Vergnügen, einen
kulinarischen und bacchantischen Abend mit uns zu teilen. Wie oft sagte er dann: "Zeus kann alles. Er kann geben und uns alles nehmen, aber diesen Abend, diesen Abend kann selbst Zeus uns nicht mehr
wegnehmen!"
Alfred Zmrzlik (Donnerstag, 21 Oktober 2021 11:03)
Gelassenheit
Wolfgang ist gerne geschwommen. Wir begleiteten ihn an die Alte Donau und ich durfte ihm beim Umziehen und Vorbereiten helfen. Dann glitt er mühelos ins Wasser, schwamm mit den Händen paddelnd auf dem Rücken.
In einem Elektrobooot näherten sich zwei harbe Wiener Burschen und einer rief: "Oida, paß' auf sunst san Deine Zechen weg!". Wolfgang hob seinen rechten zehenlosen, invaliden Fuß aus dem Wasser und antwortete: "Das ist ohnehin schon passiert!". Der andere Bursche meinte: "Do host aber Glick g'hobt." und alle Beteiligten und Beobachter lachten herzlich. Bewundernswert, mit welcher Größe Wolfgang sein Handicap leben konnte.
Alfred Zmrzlik (Donnerstag, 21 Oktober 2021 10:53)
Weisheit
Meine Frau Helga und ich waren völlig entzweit. Wie üblich waren die Ursachen banale Kleinigkeiten des täglichen Lebens. In dieser tristen Situation hatte Helga ein gemeinsames Abendessen mit Wolfgang beim Griechen in der Barnabitengasse arrangiert. Wortlos warteten wir auf Wolfgang. Kaum war er erschienen, legte Helga los und beklagte sich fürchterlich über mich. Als sie ihre Tiraden beendet hatte, legte ich los und Wolfgang hörte geduldig auch meine Klagen über Helga an.
Dann sagte er: "Kinder, Ihr habt ja beide so recht."
Nach Hause zurückgekehrt, umarmten Helga und ich einander mit Tränen in den Augen.
Wolfgangs hat quasi als "Engel" mit seiner Weisheit unsere elende Situation beendet.
Catharina Roland (Montag, 07 Januar 2019 10:14)
Matura in Latein im Festsaal im Akademischen Gymnasium. Ich übersetze einen Text und zittere vor einer Stelle, an der mir ein Vokabel fehlt. Der Vorsitzende nickt zufrieden und verkündet zu meiner großen Erleichterung "sehr gut" - danke vielmals, sie sind fertig. Doch da ertönt Wolfgang´s Stimme neben mir mit einem Satz, der mich ins Wanken bringt: "Nein, nein, lassen sie sie weiter übersetzen und auf der Klaviatur ihres Wissens spielen!" ... haha, irgendwie habe ich es dann doch geschafft, dass "sehr gut" zu erhalten :-)
Danke Wolfgang für viele Jahre mit Dir auf der Bühne, großartige Probenzeiten, die Reisen nach Griechenland, wo ich nicht nur meinen ersten und einzigen Rausch, sondern auch viele berauschende Erlebnisse hatte, danke für einen lebendigen Latein- und Griechisch Unterricht, bacchantische Abende beim Heurigen, tolle Gespräche und unzählige Heiner-Striezel, die wir in Baumgarten mit Dir vernaschen durften. Danke, dass Du so viele Menschen vernetzt hast. Und DANKE NICKY, dass Du Wolfgang so lebendig in uns weiterleben lässt. Andra moi eneppe mousa ...
Martin Seyer (Montag, 26 November 2018 16:04)
Ich erinnere mich an noch eine Geschichte mit Wolfgang: Im Zuge der Drucklegung meiner Diss (in Archäologie) vor vielen Jahren traf ich mich mit ihm (natürlich, wo sonst?) im Heiner in der Wollzeile. Ich wollte seine Meinung zu einer Deutung mehrerer lateinischer und griechischer Textstellen, in der vom Kampf gegen Löwen die Rede ist, da Löwenjagd und Löwenkampf m. M. nach metaphorisch für den Kampf zwischen zwei Königen verwendet werden konnten. Im Besonderen ging es mir um die Bedeutung des Terminus "stiertötender Löwe" in der Inschrift eines monumentalen Weihegeschenks in Delphi, in dem die Erlegung dieses Tiers für mich keine simple Löwenjagd, sondern nichts weniger als die Entscheidungsschlacht des makedonischen Heers unter Alexander dem Großen gegen den persischen Großkönig Dareios III. 331 v. Chr. in Gaugamela bezeichnet. Wolfgang teilte meine Meinung nicht und wir begannen zu diskutieren. Jeder brachte seine Argumente vor, bis ihm seine Einwände ausgingen und er einfach sagte: "Stur wie in der Schule!" um danach lächelnd hinzuzufügen: "Aber Du hast ein schönes Studium gewählt..." Danach redeten wir noch lange über die Schule, Archäologie und alles mögliche - es war mein letztes Treffen mit ihm.
Meine Textinterpretation hat sich in der Wissenschaft in der Zwischenzeit im Großen und Ganzen durchgesetzt, lediglich - Ironie des Schicksals - mein Doktorvater, ebenfalls einer meiner wichtigsten Lehrer, glaubt immer noch an eine Löwenjagd in einem Tierpark in Syrien...
Martin Seyer (Montag, 26 November 2018 13:09)
Ich kann mich noch genau an eine Begebenheit im Rahmen der "Antigone-Aufführungen" 1980 erinnern. Die Generalprobe in Innsbruck, der ersten unserer beiden Stationen der Tournee, war tatsächlich grottenschlecht. Wolfgang war dementsprechend sauer auf das gesamte Ensemble und ließ seiner Stimmung freien Lauf - er konnte ja doch "etwas" poltern, wenn er unzufrieden oder gar zornig war :-). Auf jeden Fall fielen Worte wie "dann fahren wir lieber gleich heim" und "ich muss mir so etwas mit Euch nicht antun", und das alles ZIEMLICH laut... Wir schlichen etwas beschämt davon; wie wir den Rest des Abends verbracht haben, weiß ich nicht mehr genau. Am nächsten Morgen war Wolfgang immer noch nicht gut auf uns zu sprechen, was wir ihm allerdings mit einer GROSSARTIGEN Vorstellung am Abend "heimzahlten". Wie Wolfgang so war, fiel er von einem Extrem ins andere und herzte vor allem die Damen überschwänglich; für uns Jungs hatte er immerhin dickes Lob übrig. Wie das Lokal hieß, in dem wir feierten, weiß ich nicht mehr, und auch nicht die Uhrzeit, zu der wir ins Hotel zurückkamen...
Nicky (Mittwoch, 14 November 2018 10:01)
Als Wolfgang schon schwer krank war, ist er immer noch gerne mit meiner Frau Antje und mir Essen gegangen. Obwohl er selbst nicht mehr mitessen konnte, war es ihm doch ein großes Vergnügen, einen kulinarischen und bacchantischen Abend mit uns zu teilen. Wie oft sagte er dann: "Zeus kann alles. Er kann geben und uns alles nehmen, aber diesen Abend, diesen Abend kann selbst Zeus uns nicht mehr wegnehmen!"